Wer gerne wandert, sich für die Natur in all ihren Facetten begeistern kann, wer gern mit sich ist und Ruhe sucht, der sollte nach La Gomera kommen. Die zweitkleinste kanarische Insel hat etwas Magisches an sich, mit diesem moosigen Nebelwald, den unzähligen Delfinen vor der Küste und ihren jahrhundertealten Legenden.
Wenn du die Insel kennenlernen möchtest, dann nimm dir Zeit und halte inne. Das hier sind 10 Erlebnisse auf La Gomera, mit der du die magische Seite des Einlandes entdecken kannst.
Erlebnisse auf La Gomera

Eine Wanderung durch den Nebelwald machen
Lange moosige Lianen hängen von den knorrigen Bäumen auf den Weg hinab. Die Äste biegen sich zu bizarren Gestalten und machen den Eindruck als würden sie jeden Moment unheimliche Worte in dein Ohr flüstern. Der Lorbeerwald El Garajonay auf La Gomera ist anders als jeder Wald den du aus Deutschland kennst. Selbst Rotkäppchen würde hier nicht gedankenverloren vom Weg abkommen. Zu jeder Tageszeit verfangen sich die Wolken zwischen den Blättern und spenden ihre Feuchtigkeit an die üppig sprießenden Pflanzen. Deshalb liegt der Wald fast immer in leichtem Nebel und lässt einen frösteln, selbst bei 30 Grad. Eine Wanderung durch diesen Teil der Insel, der 1981 von der UNESCO zum Weltnaturerbe ernannt wurde, ist magisch, märchenhaft und friedlich zugleich. Sie bietet Abkühlung, auch wenn der Rest der Insel unter der Hitze ächzt. Offizielle Wanderwege durch den Wald findest du hier.

Den Sonnenaufgang vom El Garajonay aus sehen
Ich gebe es zu, ich habe es in 6 Monaten nur einmal geschafft, rechtzeitig aufzustehen, um den Sonnenaufgang vom höchsten Punkt der Insel zu sehen. Aber vergessen habe ich diesen Moment nicht. Dieses leuchtend warme Licht mit dem die Sonne den neuen Tag begrüßt, ist unglaublich. Zuallererst malt sie den größten Berg Spaniens, den Teide auf Teneriffa, in Rosa- und Goldtönen an, bevor die ersten Strahlen bis zum Garajonay, der höchsten Erhebung La Gomeras, hinüber blitzt. Für mich war es einer der schönsten Sonnenaufgänge, die ich in meinem Leben gesehen habe und eines der besondersten Erlebnisse auf La Gomera. Manchmal fängt der frühe Vogel eben doch den Wurm.

Die kanarischen Bananen aus Hermigua probieren
Keine Banane, sondern eine Plátano – darauf wird in ganz Spanien wert gelegt. Bananen kommen aus Ecuador, Belize, Costa Rica oder Kamerun. Die Plátano de Canarias allerdings kommt nur von hier, den Kanaren. Sie ist die einzige gelbgekrümmte Frucht, die in Europa angebaut wird und schmeckt deutlich anders als ihre Verwandten aus Übersee. Dank der höheren Feuchtigkeit auf den Kanaren schmecken die kleinen Bananen sehr süß und sind in ihrem ganzen Geschmack intensiv.
Seit dem 15. Jahrhundert werden die Plátanos auf den kanarischen Inseln angebaut. Doch erst die Briten, denen das krumme Obst außerordentlich gut schmeckte, halfen bei der systematischen Kommerzialisierung der Bananen von den Kanaren. Das war um 1880. Leider wird die kanarische Banane heute kaum in andere Länder außer auf das spanische Festland exportiert. Deshalb kannst du die Plátano de Canarias nur in Spanien probieren. Warum also nicht gleich am Anbauort, frisch gepflückt von einer der Plantagen in Hermigua.

Wale und Delfine vor der Küste des Valle Gran Rey beobachten
La Gomera ist einer der besten Orte der Welt, um Wale und Delfine zu beobachten. Bis zu 30 verschiedene Arten kann man vor der Küste der kleinen Insel entdecken. Manche von ihnen bleiben sogar das ganze Jahr über, so wohl fühlen sie sich hier. Gerade vor der Küste des Valle Gran Rey findet man besonders viele. Dank des über 1400 Meter hohen Bergs El Garajonay kommt nur wenig Wind auf diese Seite der Insel und schafft für die Meeressäuger die besten Bedingungen, um sich auf ihren langen Reisen einmal auszuruhen. Die kanarische Insel liegt genau auf der Zugroute vieler großer Walarten wie Blau- und Buckelwalen, die sich im Sommer auf in die Arktis machen. Außerdem endet nur ungefähr 3 Meilen vor der Insel der Schelf von La Gomera und große Tiefen beginnen, in denen sich vor allem Pilotwale, aber auch Schnabelwale und Pottwale wohl fühlen. Und auch die Wassertemperatur liegt westlich der Kanaren 4-6 Grad über jener auf der östlichen Seite, weshalb man hier Warmduscher wie Rauzahndelfine zu Gesicht bekommt. Im Valle Gran Rey gibt es einige Boote, mit denen man täglich aufs Meer hinaus fahren kann und ein bisschen Hilfe beim Finden der Meeressäuger bekommt. Mit ein bisschen Übungen kann man sie allerdings auch oft schon vom Land aus entdecken. Es gibt wenige Dinge, die mich mehr fasziniert haben als einen Delfin in der Bugwelle zu sehen, der sich schräg legt, um dich anzusehen. Ein Erlebnis auf La Gomera, auf das du nicht verzichten solltest.

Eine Meditation auf der Finca Argayall mitmachen
Über einen kleinen Schotterweg, der sich an die porösen Felsen aus Vulkangestein presst, um nicht in die Brandung des Atlantiks zu rutschen, geht es vom Hafen von Vueltas im Valle Gran Rey hinüber zur abgelegenen Finca Argayall. Hier lebt seit den 1980ern eine deutschsprachige Gemeinschaft, die eine „alternative, experimentell und erfahrungsorientierte“ Art zu Leben suchten und hier gefunden haben. Zwischen den aufragenden Vulkanklippen der Insel und dem klickernden Steinstrand am Atlantik liegt die kleine Oase, die zur Meditation, zu verschiedenen Seminaren, aber auch zum Urlaub machen, einlädt. Jeden Tag, außer dienstags, werden geführte Meditationen in einem runden Raum umgeben von grüner Natur abgehalten. Zurzeit werden sie leider nur für Hausgäste und Gruppen angeboten, da der Zugang zur Finca durch einen Steinschlag erschwert ist. Sollte sich das wieder ändern, musst du unbedingt an einer dieser ruhigen Momente in Gemeinschaft teilnehmen. Sie sind besonders.

Im Sternenmeer baden gehen
Das Wasser muss tief sein, viele Nährstoffe enthalten und windgeschützt liegen – dann sind die Voraussetzungen ideal, um eine hohe Konzentration winziger Einzeller auf einem Fleck anzutreffen. Sehen kann man sie ohne Mikroskop eigentlich nicht, doch wenn man sich im Dunkeln aufs Meer hinaus traut, entweder im Boot oder mit Badehose, und sie durch Bewegung aufwühlt, dann beginnen sie zu leuchten. Ideale Bedingungen für diese Kleinstlebewesen, die in der Lage sind Licht zu erzeugen, gibt es zum Beispiel am Strand von Puntilla, oder vorm Hafen von Vueltas. Und schon wieder ist La Gomera magisch. Es fühlt sich an wie in einem Meer aus Sternen zu baden. Viele Orte, an denen man dieses Erlebnis machen kann, gibt es auf der Welt nicht. Manchmal sieht man es auf den Malediven, in Puerto Rico oder San Diego. Oder eben hier, auf La Gomera.

Spezialitäten von La Gomera im Restaurant Casa Efigenia ausprobieren
Das Restaurant Casa Efigenia macht glücklich. Es ist ein einfaches Gasthaus. Auf der höher gelegenen Terrasse stehen vor Eucalyptusbäumen gedeckte Metalltische und die Bar im Inneren wirkt mit ihrer alten Waage, den offenen Regalen und Messingtöpfen ein bisschen chaotisch. Doch auch wenn man noch nie hier war, hat man das Gefühl, nach Hause zu kommen. Das liegt an der Einrichtung, an der liebevollen Art der Gastgeber und an dem einfachen und typischen Essen. Wenn du hierher kommst, schau nicht in die Karte. Bestelle das Menü. Es ist vegetarisch und enthält sämtliche Spezialitäten der Insel zu günstigem Preis. Ich konnte nie aus dem Restaurant gehen, ohne noch ein wenig von ihrem selbstgemachten Almogrote oder Mojo mitzunehmen und ein Pläuschchen mit der Besitzerin des Restaurants zu halten, Efigenia. Sie ist das Herz des Gasthauses und ich habe wenige Menschen getroffen, die mit so wenigen Worten so viel Liebe ausstrahlen wie sie.

San Borondón zwischen El Hierro und La Palma suchen
An manchen Tagen, wenn man am Strand von Puntilla im Valle Gran Rey steht, sieht man zwischen den Inseln El Hierro und La Palma in der Ferne eine weitere Erhebung auf dem Meer. Sie ist nie gut zu sehen, nur schemenhaft. Viele Menschen wollten sie bereits entdecken, sind mit Schiffen und Booten hinaus gefahren aufs Meer, um die kleine magische Insel zu suchen, die immer dann, wenn man ganz sicher ist, sie gesehen zu haben, im Meer verschwindet.
Bereits im Mittelalter wurde San Borondón immer wieder von Seefahrern gesichtet, die die achte kanarische Insel in ihre Seekarten eintrugen. 29 Grad nördlicher und 5 Grad westlicher Breite des Meridians von El Hierro, genau dort liegt sie. Im Jahr 512 entschieden sich zum ersten Mal mehrere irische Mönche sich auf den Weg zu machen und nach San Borondón zu suchen. In ihrem Bericht über diese Reise erzählen sie von Dämonen und Seeschlangen, gegen die sie sich zur Wehr setzen mussten, bis sie schließlich ein Paradies im Atlantik entdeckten. Sie wurde „Brendans Insel“ getauft, oder eben San Borondón. Wiedergefunden wurde das Eldorado seitdem nicht mehr. Trotzdem glauben viele Menschen auf den Kanaren an San Borondón, die magische Insel, die im Meer verschwindet, wenn man sie greifen will.

Über rote Erde die Aussicht über den Atlantik genießen
Höhenangst sollte man besser nicht haben, wenn man den Ausblick vom Mirador de Abrante oberhalb vom kleinen Ort Agulo auf sich wirken lassen möchte. Sieben Meter ist die Plattform lang, die nicht nur an den Seiten, sondern auch auf dem Boden komplett verglast ist. Etwa 600 Meter über dem Meeresspiegel ragt der Aussichtspunkt über die rote Erde auf dieser Seite La Gomeras in Richtung Teneriffa. Der spitz zulaufende Teide ist von hier aus immer gut zu erkennen, genauso wie die fast vertikal abfallenden Klippen links und rechts. Wer sich traut nach unten zu sehen, der wird mit dem Blick auf den malerischen Ort Agulo und seine kleinen Agrarterrassen belohnt.
Die abgelegene Finca El Cabrito mit Kindern entdecken
Zur Finca El Cabrito kommt man nicht einfach so zufällig, man muss wissen, dass es sie gibt, um sie zu entdecken. Denn das Hotel in einer Bucht nahe von La Gomeras Hauptstadt San Sebastián ist nur zu Fuß oder mit dem Boot zu erreichen. Eine Straße gibt es hierher nicht. Wofür auch? Schließlich möchten die Menschen, die diesen Fleck auf der Insel suchen, absolute Ruhe haben. Von hieraus hat man direkten Zugang zum Meer, kann die Sturmvögel hören, Baden, Schnorcheln oder Tauchen. Darum geht es auch auf der Finca El Cabrito, um die Ruhe, die Natur, das Ursprüngliche. Wer viel Luxus und Komfort sucht, ist hier fehl am Platz. Stattdessen gibt es genügend Raum, um sich kreativ zu entfalten; zu malen, zu meditieren, Yoga zu machen. Das ganze Jahr über werden verschiedene Retreats angeboten und wer mit Kindern kommen möchte, bekommt Kinderbetreuung geboten. Die Nächte sind hier wunderbar dunkel und laden zum Sternegucken ein und hinterm Haus wird Gemüse für das Hotel angebaut. Es ist ein Ort zum Abschalten, zum Runterkommen und Erden.