D.O. und geschützte Ursprungsbezeichnung: Das Qualitätssiegel des spanischen Weins

Ein Rotwein zu Fleisch, ein Weißwein zu Fisch – so viel ist klar. Doch wie heißt eigentlich die Rebsorte, die ich da trinke? Woher weiß ich, wie lange der Wein gereift ist und wo er her kommt? Helfen kann dabei ein europaweites Qualitätssiegel.

D.O. – diese Abkürzung findet man auf den meisten spanischen Weinflaschen im Regal. Es steht für das Siegel „Denominación de Origen“ oder zu Deutsch „geschützte Ursprungsbezeichnung“. Dank ihm wissen wir auf den ersten Blick, aus welcher Region der Wein stammt und es schreibt ihm zusätzlich bestimmte Merkmale zu, die den alkoholhaltigen Traubensaft einzigartig machen. Insgesamt 97 von diesen geschützten Ursprungsbezeichnungen gibt es derzeit in Spanien mit einer Produktion, die so groß ist, dass sie das südeuropäische Land zum größten Weinproduzenten der Welt macht. Zu den Regionen, die am meisten Wein kommerzialisieren, gehört La Rioja, südlich des Baskenlandes, Cava in Katalonien, Kastilien-La Mancha, südlich von Madrid und auch Ribera del Duero zwischen Madrid und Burgos gelegen. 

Welche Kriterien hat das Siegel?

Obwohl die geschützte Ursprungsbezeichnung europaweit vergeben wird, gibt es keine international festgelegten Kriterien. Stattdessen stellt jedes Mitgliedsland seine eigenen Kategorien auf. In Spanien muss die Region zum Beispiel auf dem Markt weitreichend für ihren Wein bekannt sein. Weiterhin wird unter dem Siegel sichergestellt, dass die Trauben ausschließlich in ebendiesem Ort gewachsen, gepflückt und zu Wein verarbeitet wurden. Dabei werden für jede einzelne dieser Regionen zusätzliche Merkmale festgelegt, die der Wein erfüllen muss in Bezug auf die Sorten, die angebaut werden dürfen, die maximale Produktion pro Hektar, die Verarbeitung, etc. So sind in Ribera del Duero beispielsweise nur die Rebsorten Tempranillo, Cabernet Sauvignon, Merlot und Melbec zugelassen.

Welche Rebsorten werden in Spanien hauptsächlich angebaut?

Obwohl in Ribera del Duero laut Siegel insgesamt vier Sorten angebaut werden dürften, findet man in den Weinbergen der Region zu 90 % Tempranillo. Sie ist die rote Rebsorte, die in Spanien am beliebtesten ist und auch in La Rioja überwiegend angebaut wird. Neben ihr gibt es noch 20 weitere Sorten, die den Großteil des spanischen Weinanbaus ausmachen. Zu ihnen gehören rote Traubensorten wie Garnacha, Monastrell oder Graciano und weiße wie der bekannte Albariño aus Galizien, der Verdejo, angebaut vor allem in Rueda (Kastilien und León) oder Xarel·lo, eine exklusive Rebsorte aus Katalonien, die zu Cava, einem spanischen Schaumwein,  verarbeitet wird.

Doch das sind nicht die einzigen Sorten, die auf dem vielfältigen Boden Spaniens angebaut werden: über 600 Rebsorten kann man im ganzen Land verteilt finden. Anders als beispielsweise in Deutschland oder Frankreich liegen die Weinanbaugebiete auf der Iberischen Halbinsel teils weit auseinander. Dadurch kann verhindert werden, dass Krankheiten oder Plagen von einer Region auf die nächste überwandern. Auch deshalb sind heute noch so viele unterschiedliche Rebsorten erhalten und werden weiter angebaut. Die meisten von ihnen sind einzigartig und so hochwertig, dass ein Anbau internationaler Rebsorten in Spanien weitestgehend uninteressant ist.

Und warum steht auf meiner Weinflasche dann noch Crianza oder Reserva?

Zugegeben, Weinflaschen sind oftmals etwas irreführend. Während auf manchen Etiketten auf die Rebsorte wie Tempranillo hingewiesen wird, steht auf anderen Crianza, Reserva oder Gran Reserva also die Lagerungszeit bzw. Reife des Weines. Die ist jedoch bei einem Rotwein anders festgelegt als bei einem Weißwein. Entscheidest du dich im Weinhandel für einen roten Crianza, dann bedeutet das, dass der Wein mindestens 2 Jahre gereift ist, 6 Monate davon im Fass. Weiße Crianza oder Rosé sind hingegen nur 18 Monate gereift, 6 Monate davon ebenfalls im Fass. Ein Crianza ist daher noch ein sehr junger Wein. Für einen Reserva müssen Rotweine nämlich mindestens 36 Monate gereift sein, 12 davon im Fass. Weiß- und Roséweine wurden für einen Reserva immerhin 24 Monate gelagert, 6 davon im Fass. Und zu guter Letzt gibt es auch die Weine, die als Gran Reserva betitelt werden. Rotweine müssen für ein Etikett mit dieser Einordnung mindestens 60 Monate gereift sein, 18 davon im Fass. Und auch Weiß- und Roséweine reifen als Gran Reserva 48 Monate, die ersten 6 Monate im Fass.

All diese Angaben und Kriterien sollen dabei helfen besser einschätzen zu können, ob der Wein für unser Abendessen passend ist oder nicht. Trotzdem bleibt es letztendlich eine Frage des Ausprobierens, schließlich hängt der Geschmack des Weines auch von der Wetterlage eines konkreten Jahres ab, von der Zusammensetzung des Bodens auf dem die Trauben gewachsen sind, wann sie geerntet wurden oder aus welchem Holz das Fass hergestellt wurde, in dem der Wein gereift ist. Bei der Fülle an geschützten Ursprungsbezeichnungen allein in Spanien ist das wohl eine Lebensaufgabe.

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