Meine Herdplatte ist kaputt. Vor etwa genau einem Jahr entschied sich die größte von dreien, dass nun genug sei mit Blanchieren, Braten, Schwenken und Kochen. Sie hörte einfach auf zu Funktionieren. Kein leichtes Surren beim Einschalten, kein sekundenschnelles Erwärmen meines Woks oder der Paella, die ich am liebsten auf ihr platzierte. Warum? Das weiß sie wahrscheinlich selbst nicht. Natürlich aber musste es nur wenige Tage nach unserer Essenseinladung an insgesamt 18 Freunde passieren.
Ich versuchte also erstmal selbst das Problem zu lösen. Recherchierte im Internet, stellte den Strom im ganzen Haus ab und versuchte sie neu anzulernen. Nichts davon ließ sie wieder zum Leben erwecken.
Daher nahm ich Kontakt zu dem Baumarkt auf, der mir das Induktionsfeld verkauft und eingebaut hatte. Über das Telefon hatte ich immer nur irgendeinen Servicemitarbeiter irgendwo in Spanien am Apparat. Ich suchte alte E-Mails heraus, in denen ich mich mit dem Baumarkt über die Renovierung der Küche ausgetauscht hatte und schrieb an die Adresse. Endlich hatte ich jemanden an der Strippe. Kein Problem, versicherte man mir. Es würde sich mit der Herstellerfirma in Verbindung gesetzt und ich hätte in Nullkommanichts eine neue Herdplatte.
Wochen vergingen – natürlich kam niemand auf mich zu. Mehrmals schrieb ich an den Baumarkt, mehrmals kam zurück, dass sie dran wären. Irgendwann erklärten sie mir dann, dass die Herstellerfirma nicht zu erreichen sei und wir es doch einfach selbst versuchen sollten. Das würde dann viel schneller gehen. Sie gaben mir eine Telefonnummer und ich rief dort an. Die freundliche Frau am anderen Ende nahm meine Daten auf und erkundigte sich nach dem Kaufdatum. Innerhalb der Garantie. Na wenigstens das. In wenigen Tagen würde mich ein Techniker kontaktieren und mit mir einen Termin ausmachen.
Ich war erleichtert.
Nach zwei Wochen des Wartens war ich es nicht mehr. Ich versuchte wieder bei der freundlichen Frau. Diesmal ging sie nicht ran, auch das nächste Mal nicht, und auch nicht bei den 10 darauffolgenden Versuchen innerhalb der nächsten Tage. Jetzt war ich nicht nur frustriert, sondern auch ziemlich sauer.
In einer Welt der Onlinekäufe und einem Wald voll Kundenservice, die sich nicht verantwortlich fühlen für das Lösen von Problemen, sondern mehr für das Abblocken von ihnen, hatte ich mich bereits vor längerer Zeit für eine Mitgliedschaft beim spanischen Verbraucherschutz entschieden. Sollten sie sich doch um meine Herdplatte kümmern. Ich legte also eine Beschwerde an. Scannte Rechnungen, machte Fotos und Videos und beschrieb detailliert das Problem der Herdplatte sowie mein Problem mit der Herstellerfirma.
Die Antwort des Verbraucherschutzes kam schnell. Sie bräuchten nur noch einige Unterschriften und Zustimmungen von mir, um den Fall zu übernehmen. Dann kam nichts mehr. Naja, doch, der Sommer. Und mit ihm viele Besuche und Einladungen an unsere Freunde zum Essen. Mittlerweile hatten wir uns an das Fehlen unserer dritten Herdplatte gewöhnt. Jetzt kam der Backofen häufiger ins Spiel, Grillabende statt Tortilla und Co. und Paellas wurden auf einer großen Gasspirale zubereitet.
Irgendwann dann war der Sommer zuende, aber das Herdplattenproblem noch immer nicht gelöst. Ich hatte mich in der Zwischenzeit mehrmals mit dem Verbraucherschutz in Verbindung gesetzt. Immer wurde ich vertröstet, immer fehlten wieder irgendwelche Dokumente, die ich schon mehrmals geschickt hatte oder Zustimmungen, die schon längst gegeben waren. Trotzdem wurde uns weiterhin darauf hingewiesen, sich nicht mit der Herstellerfirma selbst in Verbindung zu setzen, um ihre Arbeit nicht zu beeinträchtigen.
Darauf hatte ich zu lange gehört. Viel zu lange. Jetzt ist meine Herdplatte seit einem Jahr kaputt und ihre Garantie ist offiziell abgelaufen. Geschützt habe ich mich als Verbraucher nie gefühlt. Weder beim Baumarkt oder bei der Herstellerfirma meiner Herdplatte, noch beim Verbraucherschutz. Mittlerweile habe ich wieder die Herstellerfirma kontaktiert. Sie haben nun ein Onlineformular, in dem man das Problem erklären und alle relevanten Dokumente hochladen kann. Ich habe einen Tag später eine Antwort erhalten und hatte in der darauffolgenden Woche einen Techniker zuhause. Es sieht so aus, als wäre meine Herdplatte mit dem bestellten Ersatzteil bald repariert Drückt mir die Daumen! „Netterweise“ werden die Kosten anscheinend sogar übernommen. Die Mitgliedschaft beim Verbraucherschutz ist schon gekündigt. Da bin ich ja allein besser geschützt.