Dicht presst sich der kleine Ort Miraflores de la Sierra an den Hang der bewaldeten Ausläufer des Bergpasses Puerto de Canencia, der auf der anderen Seite in das Dorf Rascafría abfällt. Von weitem scheint es fast so als habe er Angst herunterzufallen von den umliegenden Bergen und sich dem vor ihm liegenden Flachland zu nähern. 49 Kilometer sind es, die Miraflores de la Sierra von der spanischen Hauptstadt Madrid trennen. Weit genug, um Großstadthektik und die zu heiße Luft Madrids im Sommer von sich fern halten zu können. Nah genug, um die Großstädter mit seinen kleinen historischen Gassen, seinem langsamem Rhythmus, dem kleinen Stausee und den erholsamen Wanderwegen zu bezirzen.
Ein magisches Dorf
Miraflores de la Sierra gehört zu den magischen Dörfern Spaniens, einem Netzwerk, das sich für die wirtschaftliche und touristische Entwicklung der kleinen Orte mit Charme in Spanien einsetzt und den vielen hübschen und historischen Dörfern des Landes eine Plattform geben möchte. Als ich vor kurzem in Miraflores de la Sierra war, habe ich mir einen Pass der magischen Dörfer mitgenommen, in dem ich nun meinen ersten Stempel aus dem kleinen Ort in der Sierra habe. Mit ihm kann ich an Auslosungen des Netzwerkes teilnehmen und all jene „pueblos mágicos“ kennenlernen, von denen ich gar nicht wusste, dass sie existierten. Fast an die 100 Orte gehören mittlerweile zu dem Netzwerk. Da habe ich einiges zutun.
Warum Miraflores de la Sierra nun ein magisches Dorf ist, wird einem bei einem Besuch schnell klar. Der mittelalterliche Ort ist geprägt von der charakteristischen Architektur in der Sierra de Guadarrama. Große runde Granitsteine und französische Balkone findet man an fast jedem Haus des knapp 7000 Einwohner großen Dorfes. Zwischen und um sie gibt es so einiges, was den kleinen Ort in der Sierra de Guadarrama besonders macht:
Ein in Bronze gegossener Baum
Poetisch klingt der Name Miraflores de la Sierra – „Sieh, Blumen aus der Sierra“. Laut einer Legende soll es die Königin Elisabeth de Bourbon gewesen sein, die dem kleinen Ort den Namen verlieh. Dabei hätte es genauso gut der spanische Literaturnobelpreisträger Vicente Aleixandre gewesen sein können, der häufig Miraflores de la Sierra besuchte, um sich von seinen gesundheitlichen Problemen mithilfe der guten Luft der Berge zu erholen. Viele seiner Gedichte beziehen sich auf die Menschen und Traditionen aus Miraflores.
So schrieb er auch einen Text über die jahrhundertealte Pappel, die sich auf dem Plaza de Álamo, kurz vor dem Hauptplatz Plaza de España befand. Ende des 18. Jahrhunderts wurde sie im Auftrag von König Karl IV dort hingepflanzt. Zwar starb der mächtige Baum 2017, doch mit viel Aufwand wurden Teile des Stammes in Bronze gegossen und ein gleicher Stelle, wo einst der lebendige Baum stand, wieder aufgebaut. Zu wichtig ist den Menschen aus Miraflores de la Sierra ihre Verbindung zum großen Poeten Aleixandre.
Magische Quellen
Überlebt haben die vielen anderen Bäume, Sträucher und Pflanzen rund um Miraflores de la Sierra dank seines kleinen Flusses Río de la Luz sowie der vielen Quellen, die sich rund um den kleinen Ort versammeln. Die schönste von ihnen ist sicherlich die Fuente del Cura, die sich westlich vom Ortskern befindet und umgeben ist von Wald, Picknickplätzen und einem kleinen Kiosk, der kühle Getränke und Snacks auf seiner Terrasse mit Sitzplätzen verkauft. Viele Einwohner von Miraflores de la Sierra kommen hier nach der Arbeit während eines Spaziergangs vorbei oder starten von der Fuente del Cura am Wochenende aus eine der vielen Wanderungen auf die umliegenden Berge.
Natur, Umgebung und Routen
Miraflores de la Sierra eignet sich perfekt, um sich einen der bewaldeten Teile der Sierra de Guadarrama anzusehen und per Fahrrad oder zu Fuß die umliegenden Berge zu erkunden. Das Tourismusbüro von Miraflores hat dafür einige Routen zwischen 3 und 5 Stunden veröffentlicht, die man direkt im Ort beginnen kann. Besonders interessant fand ich den „Spaziergang entlang der Sommerresidenzen„, der mich an den pompösen Villen der Madrilenen vorbeiführte, die sich die gutbetuchten Großstädter hierhin bauen ließen, um im Sommer der Hitze Madrids zu entfliehen.
Regionale Küche und typische Gerichte in Miraflores de la Sierra
Auch was die Gastronomie angeht, hat Miraflores de la Sierra so einiges zu bieten. Im Herbst sind die Berge rund um den Ort voll von Steinpilzen und den in Spanien so typischen orangeroten Edelreizkern, die dann in den Restaurants des Ortes in allen möglichen Varianten wie Steinpilzkroketten, Eintöpfen mit weißen Bohnen, Wachtel und Pilzen oder anderen Wachtel-Pilz-Kombinationen serviert werden. Natürlich spielt auch in Miraflores de la Sierra, wie in der ganzen Sierra de Guadarrama, die Schaf- und Rinderhaltung eine große Rolle, weshalb man in den Schlachtereien des Ortes lokales Fleisch mit dem Qualitätssiegel „Carne de la Sierra de Guadarrama“ bekommt und in den Restaurants leckere Grillgerichte bestellen kann. Süße Versuchungen wie die Piononos de Santa Fe de Granada, die Pastas Macureñas oder der Joghurtkuchen „Bizcochón de Yogur“ sind in Miraflores besonders beliebt.
Und dann gibt es da noch den köstlichen Käse von Alimentos de Miraflores, die ausschließlich mit Milch aus der Sierra de Guadarrama (Ziegen- und Schafsmilch) hergestellt werden und sich dank ihrer verantwortungsvollen Verfahren als Biokäse ausgezeichnet sind.
Lokale(s) aus Miraflores de la Sierra
Unterkünfte in Miraflores
Gerade günstig sind die Unterkünfte in Miraflores de la Sierra nicht. Da seit jeher die gutbetuchten Madrilenen hier in den Sommermonaten herkommen, gilt der Ort ein bisschen als Schickimicki-Dorf und die Hotels und Pensionen lassen sich diesen Namen entsprechend kosten. Wenn es dir das nicht wert ist, gibt es auch tolle andere Unterkünfte in der Sierra und für einen Tagesbesuch ist Miraflores mindestens genauso schön. Hier aber mal zwei Unterkünfte, die mir persönlich sehr gut gefallen: