Nachhaltig Reisen in Spanien funktioniert, ohne Zweifel. Auch wenn man beim Lieblingsurlaubsland der Deutschen gerne an Bettenhochburgen, überladene Strände, betrunkene Touristen oder Eimer gefüllt mit Sangria und Plastikstrohhalmen denkt, ist Spanien das ideale Reiseziel für einen umweltbewussten Urlaub. Warum? Und vor allem, wie? Das erfährst du in diesem Artikel.
Nachhaltig Reisen
Nachhaltig Reisen mit dem Zug
Wir kommen aus einem Land, in dem das Meckern über die Deutsche Bahn schon fast zum guten Ton gehört. Kein Wunder, dass wir in einem fremden Land wenig Lust auf das Reisen mit dem Zug haben. Dabei sind Zugreisen in Spanien ein wahrer Genuss. Hier gibt es Hochgeschwindigkeitszüge, die mit über 300 Sachen über die Schienen sausen und sich die Metallstraßen noch nicht mal mit Regionalzügen teilen müssen. Zu spät kommen ist da selten. Man bekommt mit seinem gekauften Ticket automatisch einen Sitzplatz zugewiesen und muss keine Angst haben, in den Gängen zu stehen. Und das Streckennetz ist so gut ausgebaut, dass man beispielsweise von Madrid aus in ungefähr 3 Stunden in allen großen Städten Spaniens ist.
Nachhaltig Reisen zu Fuß
Der Jakobsweg nach Santiago de Compostela ist in aller Munde. Aus der ganzen Welt kommen Pilger nach Nordspanien, um hier die letzten 50, 100 oder 200 Kilometer bis in die heilige Stadt Galiciens zu laufen. Die Pilgerunterkünfte sind günstig, die Mahlzeiten im Norden des Landes üppig und die Entschleunigung, der Slow Travel, ist beim Wandern inklusive. Natürlich ist der Jakobsweg nicht der einzige begehenswerte Wanderweg in Spanien. Da gibt es beispielsweise den 185 km langen Camí de Cavalls auf Menorca, den Camino del Cid, der Alicante mit Burgos verbindet oder den 800 km langen transpyrenäischen Wanderweg GR-11, über den man vom kantabrischen Meer bis zum Mittelmeer laufen kann. Ganz Spanien ist durchzogen mit spektakulären Wanderwegen und Routen, die dazu einladen, das Land mal langsam und nachhaltig zu bereisen. Natürlich gibt es auch wunderschöne Tagestouren. Ein paar habe ich für euch schon erwandert.
Nachhaltig Reisen mit dem Fahrrad
Spanier sind nicht gerade als begeisterte Fahrradfahrer bekannt. Vor allem in den Städten des südeuropäischen Landes ist nachhaltiges Reisen mit dem Fahrrad eher ein waghalsiges Abenteuer als eine sichere Fortbewegungsmethode. Doch das liegt nicht am fehlenden Interesse der Spanier für Fahrräder. Fahrräder helfen hierzulande nicht, um von A nach B zu kommen. Stattdessen nimmt man das Rad, um Sport zu treiben – vor allem mit Rennrädern oder Mountainbikes. Und die Strecken für diese Art von Sport sind sehr wohl ausgebaut, und das sogar ziemlich gut. Viele der bekannten Wanderwege wie der Camino del Cid oder der Jakobsweg können auch mit dem Fahrrad bezwungen werden. Andere einzigartige Routen sind der TransAndalus, die ganz Andalusien umrundet oder auch die EuroVelo 8, die von Athen bis nach Cádiz verläuft.
Nachhaltig Reisen mit Öffis
Gerade wenn man sich zu einer Städtereise entschließt, sind Taxis oder ein Mietwagen absolut überflüssig. In jeder großen Stadt Spaniens kann man entweder die Metro, den Stadtbus oder manchmal auch eine Straßenbahn nehmen. Die Öffis sind hier alles andere als teuer, man kommt meist schneller voran als mit dem Auto und bei Bus und Straßenbahn kann man sich auch noch die Stadt anschauen, während man sich von A nach B bringen lässt. Zugegeben, gerade die Metrostationen, wie zum Beispiel in Madrid, sind nicht alle barrierefrei. Immerhin: langsam aber sicher ändert sich das. Mit Regionalzügen kommt man übrigens auch wunderbar ins Umland der Städte und kann sich das dann gleich mit anschauen.
Nachhaltig Reisen: Unterkünfte
Es gibt immer mehr Unterkünfte in Spanien, die sich mit nachhaltigen Tourismuszertifikaten auszeichnen lassen. Sie erfüllen Kriterien wie der Stromgewinnung aus erneuerbaren Energien, verarbeiten regionale Produkte und versuchen weniger Müll zu produzieren und gleichzeitig mehr zu recyceln. Aber auch viele kleine Pensionen und Hotels in unbekannteren Regionen des Landes tun auch ohne offizielle Auszeichnung viel für die Umwelt. Sie kaufen ihre Lebensmittel auf dem Markt, beim ortsansässigen Fleischer oder dem Winzer im Nachbarort. Ihre Angestellten kommen alle aus der Nähe und die anfallenden Essensreste werden an umliegende Bauernhöfe gegeben. Zertifizierte Unterkünfte, die uns ein nachhaltiges Reisen in Spanien ermöglichen, findet man hier. Meine kleinen Geheimtipps gibt es hier.
Nachhaltig Reisen: Aktivitäten
Naturparks und Nationalparks entdecken
15 Nationalparks und „insgesamt 44 Naturräume, die der Europäischen Charta für nachhaltigen Tourismus (CETS) angehören„, Spanien tut einiges, um seine vielfältige und einzigartige Natur zu schützen. Im Norden des Landes beispielsweise gibt es noch Bären, man kann Luchse und Aasgeier beobachten oder Wale und Delfine hautnah erleben. Mittlerweile gibt es viele lokale Unternehmen, die Reisenden eine verantwortungsvolle und umweltbewusste Beobachtung ermöglichen und uns gleichzeitig vor Augen führen, wie wertvoll und schützenswert unsere Welt ist. Und auch für Sportbegeisterte gibt es in den Parks unzählige Angebote: von Kletterrouten, über Wander- und Radwegen bis hin zu Rafting und Kajak – natürlich immer unter dem Aspekt, die Natur so wenig wie möglich zu beeinflussen oder zu beeinträchtigen.
Lokale Unternehmen kennenlernen
Irgendwie gehören Mitbringsel zum Urlaub doch dazu. Sie erinnern uns an die schönen Erlebnisse und die erholsame Zeit unserer Reise. Touriläden sind voll mit kleinen Flaschenöffnern in Stierform, bunten Fächern oder Kastagnetten. Dabei kommen die kleinen Erinnerungen oft gar nicht aus Spanien, sondern werden irgendwo in China hergestellt. Dabei gibt es hier noch so viel tolles, traditionelles Handwerk wie Korbflechten auf Mallorca, Teppiche aus Alpujarra granadina oder Keramik aus La Bisbal.
Spanien ist das Land der mediterranen Küche und deshalb voll von kleinen Käsereien, Weingütern und Fincas, die Olivenöl herstellen. Oft kann man in diesen Unternehmen nicht nur einkaufen, sondern auch probieren oder sich sogar die Herstellung ansehen. Nachhaltig Reisen ist doch genau das: regionale Produkte kennenlernen und die lokale Wirtschaft und die Menschen unterstützen.
Die ausgetretenen Pfade verlassen
Nachhaltig Reisen kann man am besten, wenn man die gewöhnlichen Routen verlässt und sich die kleinen Dörfer oder unscheinbareren Regionen ansieht. Das unbekannte Spanien ist voll mit winzigen Orten, in denen gerade einmal 100 Einwohner leben, mit denen man viel leichter in Kontakt kommt als mit jenen die in Städten leben. So kann man die lokalen Geschäfte unterstützen und viel tiefer eintauchen in die spanische Kultur. Und eins ist sicher: das Essen aus dem einzigen Restaurant im Dorf ist garantiert typisch und regional.
Altes schützen
Wusstest du, dass Spanien unter den Ländern auf der Liste der UNESCO-Welterbestätten auf Platz vier steht? Insgesamt 49 Orte werden geschützt. Dabei zählen 43 zum Kulturerbe und weitere 4 zum Weltnaturerbe. Natürlich sind die meisten von Touristen hoch frequentiert, aber gerade der Besuch oder der Eintritt trägt dazu bei, dass diese Orte erhalten und geschützt werden können. In der Nähe von Madrid befindet sich zum Beispiel der größte Renaissance-Bau der Welt, das Kloster von El Escorial. Weniger bekannte Welterbestätte in Spanien sind auch die Altstadt von Ávila oder Salamanca oder das historische Zentrum von Alcalá de Henares.
Nachhaltig Reisen: Regionale Produkte und lokale Küche ausprobieren
Wir sind es in Deutschland gewöhnt in großen Supermarktketten einzukaufen und anonym und schnell unseren Einkaufskorb voll zu laden. Hier in Spanien gibt es diese großen Ketten zwar auch, trotzdem wird noch viel in kleinen Obst- und Gemüseläden, in Käsegeschäften, beim lokalen Fleischer oder Fischladen oder in der Markthalle eingekauft. Ich muss zugeben, dass es mich am Anfang ein wenig gekostet hat, in diese kleinen Läden zu gehen und sagen zu müssen, was ich möchte, statt es mir einfach selbst zu nehmen. Trotzdem sind es diese lokalen Geschäfte, die die wirklich hochwertigen Produkte aus der Region verkaufen und dir, wenn die Verständigung irgendwie funktioniert, auch gleich Zubereitungstipps mit auf den Weg geben.
Außerdem besteht die Küche Spaniens aus zig regionalen Küchen. In Madrid beispielsweise findet man neben Restaurants mit typisch madrilenischen Spezialitäten auch galizische, andalusische oder baskische Restaurants. Es lohnt sich auf jeden Fall sich zu informieren, was in der Region typische Gerichte sind und mutig zu sein und die auch auszuprobieren. Die spanische Küche ist einfach köstlich.
Nachhaltig Reisen in Spanien geht definitiv! Dank eines immer größer werdenden Bewusstseins in Spanien, die Natur und Umwelt zu schützen, aber auch der Wahrung alter Traditionen und Orte, macht es uns Reisenden immer leichter umweltbewusst und verantwortungsvoll unterwegs zu sein. Wir können uns bewusst entscheiden, wie wir uns fortbewegen, welche Unterkunft wir buchen, was wir unternehmen und wo und was wir essen – und das kann einen großen Unterschied machen.
Ich hoffe, ich konnte dir helfen, dich für deinen nächsten Urlaub in Spanien ein wenig vorzubereiten und dir erste Tipps und Ideen für nachhaltiges Reisen zu geben. Hast du noch mehr Vorschläge oder Tipps? Dann schreib es mir in die Kommentare.