Nicht mal eine Stunde braucht der Bus zwischen dem Platz Plaza Castilla in Madrid und dem kleinen Örtchen Manzanares el Real, das eingequetscht zwischen einem großen Stausee und hoch aufragenden Felsen direkt am Eingang des Nationalparks Sierra de Guadarrama liegt. Kaum eine Hauptstadt der Welt liegt so nah an einem Naturschutzgebiet. Der Park ist einer von insgesamt 15 in Spanien und darf sich aufgrund seiner knapp 34.000 Hektar als der fünftgrößte bezeichnen. Zu ihm gehört La Pedriza, die größte zusammenhängende Granitformation Europas, und gerade deshalb ist der Park bei Kletterern, Mountainbikern und Wanderern gleichermaßen beliebt.
Pünktlich um 9.00 Uhr fährt der Bus 724 am großen Busbahnhof unterhalb des Platzes Plaza Castilla los. Jede halbe Stunde startet einer seiner Art in Richtung Norden, zu ebenden Bergen, die man schon von Madrid aus sehen kann. Anders als die meisten Busse, hält dieser nicht an jeder Gießkanne an, sondern bleibt auf der Autobahn und ist um ca. 9.40 Uhr an der Haltestelle unterhalb der Burg Castillo de los Mendoza. Hier ausgestiegen, kann man sich entweder noch einen Wachmacher auf dem angrenzenden Marktplatz von Manzanares el Real bestellen oder hoffen, dass einen der Anstieg in Richtung „Pedri“, wie die Einwohner des Bergortes liebevoll La Pedriza nennen, die Energie in den Körper treibt.
Zusammenfassung der Wanderung
Die wichtigsten Daten
Der Weg ist einfach zu finden und wenig rutschig. Trotzdem erfordern die längeren, steilen Anstiege Kondition.
Die Rundwanderung ist insgesamt 6 km lang, bei einem Höhenunterschied von 420 Metern. Festes Schuhwerk ist in jedem Fall erforderlich.
Man sollte etwa 3 Stunden ab Einstieg in den Wanderweg Senda de Maeso einplanen.
Die beste Jahreszeit ist definitiv der Frühling (zwischen März und Mai), wenn die Zistrosen blühen und die Sonne noch nicht so heiß ist. Die Wanderung bietet kaum Schatten und nur wenige Möglichkeiten Wasser aufzufüllen.
Am besten nimmt man Kinder auf dieser Wanderung in einer Kraxe mit. Bei größeren Kindern sollte man individuell nach Kondition schauen, ob der Anstieg zu schaffen ist.
Rundwanderung zum Elefantito
Der Ausgangspunkt der Wanderroute zum Elefantito (kleiner Elefant) ist leicht gefunden. Vom Marktplatz aus geht es immer leicht bergauf bis zu einem kleinen Kreisel, von wo aus ich mich links halte, entlang des kleinen Baches Arroyo Cortecero, bis ich zu einer Treppe gelange. Diese bestiegen, geht es weiter den Berg zwischen den Häusern hinauf. Majestätisch erhebt sich mittlerweile der Yelmo vor mir, ein rund geformter Fels, der aus der Masse der Felsen heraustritt. Entschieden laufe ich immer weiter auf ihn zu. Bergauf, versteht sich. An einer der Laternenmasten fällt mir eine weiß-gelbe Kennzeichnung auf. Ich bin also noch auf dem richtigen Weg, dem Wanderweg „Senda de Maeso“. Endlich enden die Häuser links und rechts von mir und hinter einer kleinen Mauer beginnt die Landschaft, die wie aus einem Western geschnitten zu sein scheint.
Spätestens ab hier muss ich immer gut auf die weiß-gelbe Kennzeichnung achten, damit ich mich zwischen den vielen ähnlich aussehenden Felsen nicht verliere. Während die Aasgeier in großen Kreisen über mir gleiten, habe ich bei diesem steilen Anstieg nur den Yelmo im Blick. Auf halber Strecke nach oben mache ich eine Pause und schaue zum ersten Mal nach unten. Der Blick über Manzanares el Real und den dahinter liegenden Stausee Santillana ist sagenhaft. Mit etwas Glück kann man sogar die Türme vom Plaza Castilla in der Ferne sehen. Alles ist ruhig. Würde ich hier leben, käme ich jeden Tag hier hinauf, um die Stille in mich aufzusaugen. Langsam verstehe ich, warum Manzanares el Real ein kleiner Ort voller Yogis ist.
Nach einer etwas ebeneren Wegstrecke, zeigen sich auf der linken Seite im Tal die Dächer des Viertels „Barrio de las Flores“, das noch immer zu Manzanares el Real gehört. Oberhalb liegen in der Ferne die drei Türme, die zum Skigebiet Puerto de Navacerrada gehören. Alles um sie herum ist schneebedeckt. Weiter geht’s bergauf, bis sich irgendwann links eine kleine Ebene eröffnet. Der Ausblick von hier lohnt sich. Und wenn du leise bist, kannst du vielleicht sogar eine Herde Spanischer Bergziegen überraschen. Von denen gibt es in der Sierra de Guadarrama mittlerweile so viele, dass sie sich aufführen, als seien sie die Chefs hier. Angst haben sie nur noch wenig. Gerade deshalb solltest du Ausschau halten, ob auch junge Ziegen dabei sind. Der Bogen um sie herum sollte dann möglichst groß sein.
Beste Wanderzeit Frühling oder Herbst
Noch ein kleiner Anstieg und ich quere die Gran Cañada; eine breite, mit Gras bewachsene Ebene. Im Frühjahr ist es hier besonders feucht und man hat die Chance diverse kleine Wasserfälle und Bäche zu sehen. Beste Wanderzeit ist im Nationalpark der Frühling oder der Herbst. Während man im Sommer hier nach kurzer Zeit einen Hitzeschlag bekäme, kann der Winter einen auf über 1000 Metern schon mal mit Schnee überraschen. Der vielleicht schönste Monat für eine Wanderung durch die Pedriza ist der Mai. Dann nämlich blühen die Zistrosen zu abertausenden und verbreiten ihren so verführerischen Duft. Dabei hat man das Gefühl durch ein Meer aus weißen Blüten zu schwimmen. So viele von den Pflanzen stehen zwischen den Felsen.
Jetzt geht es nur noch ein kleines Stück den Berg hinauf und weiter auf dem weiß-gelben Wanderweg. Am kleinen Wasserfall Chorrea de Vielena vorbei, verläuft der Weg weiter bis zur Schnecke, die stolz auf einem der Felsen thront. Nach ihr geht links ein Weg ab, der mich über eine grasbewachsene Ebene direkt zum Elefanten bringt. Mit seinem langen Rüssel und den großen Ohren ist er nicht zu verfehlen.
Kurz hinter dem steinernen Savannentier öffnen sich die Felsen und geben den Blick frei auf das Tal von El Tranco, durch das der kleine Fluss Manzanares fließt. Der Abstieg bis zur Gran Cañada zurück ist unkompliziert, trittsicher sollte man trotzdem sein. Zwischendurch spürt man immer mal wieder kleine Steinchen unter den dicken Sohlen. Auf der breiten Ebene angekommen, kann man sich rechts für einen etwas längeren Rundweg durch El Tranco entscheiden oder links auf der Gran Cañada wandern, bis man wieder den Aufstiegsweg erreicht.
Die Rundwanderung mit dem gleichen Abstieg wie Aufstieg dauert ca. drei Stunden und ist auch mit Kindern gut machbar. Sie bietet eine ideale Möglichkeit, um die Steine der Pedriza auf sich wirken zu lassen und in den vielen Formen und Biegungen der Felsen die verrücktesten Dinge zu erkennen. Einkehren lohnt es sich im Restaurante Parra, in dem es traditionelle Gerichte zu angemessenen Preisen gibt oder in La Variable, deren Konzept auf lokalen Bio-Zutaten basiert.