Ehrlich gesagt, habe ich den Spaniern Langezeit unrecht getan. Wenn ich über die spanische Küche geredet habe, habe ich oft erzählt, dass Spanier zwar Meister in Vor- und Hauptspeisen sind, ihre Desserts aber zu Wünschen übrig lassen. Dabei gibt es köstlichen spanischen Nachtisch. Sie kommen für gewöhnlich mit nur wenigen Zutaten aus, oft sind es sogar bei unterschiedlichen Nachspeisen dieselben, sie werden nur auf verschiedene Weise miteinander in Verbindung gebracht und vielleicht durch ein oder zwei Zutaten ergänzt. Meist sind sie schnell gemacht und runden die Vor- und Hauptspeisen perfekt ab. Aber probiert sie doch am besten selbst aus – die köstlichen spanischen Nachtische.
Typisch spanischer Nachtisch

Crema Catalana: der bekannteste spanische Nachtisch
Laut einer Legende ist die Crema Catalana, die katalanische Creme, aus einem Unfall entstanden. Die Erfinderinnen, einige Nonnen, wollten damals eigentlich einen Flan (ein anderer typisch spanischer Nachtisch) herstellen, der jedoch nicht richtig fest wurde. Um ihren Fauxpas zu kaschieren, karamellisierten sie die oberste Schicht und begeisterten damit den Bischof. Egal ob wahr oder nicht, die Crema Catalana schmeckt mit ihrer knusprigen Oberseite fast jedem und gilt nicht nur als typisches Dessert aus Katalonien, sondern ist sowohl in Spanien als auch weltweit beliebt. Hergestellt wird sie aus Vollmilch, Eigelb, Zucker, Maisstärke, Zitronenschale und Zimt. Ihren leckeren Karamell bekommt sie dank eines kleinen Bunsenbrenners.

Arroz con Leche: Ein einfaches Rezept mit nur wenigen Zutaten
In einem Land, in dem Reisgerichte in den unterschiedlichsten Varianten mehrmals die Woche auf dem Speiseplan stehen, verwundert es nicht, dass auch im Dessert das weiße Getreide nicht fehlen darf. Milchreis ist extrem beliebt und fehlt im Restaurant auf keiner Dessertkarte. Zubereitet wird der Rundkornreis mit reichlich Milch, sodass der Reis die Flüssigkeit nicht vollständig aufsaugt und herrlich cremig bleibt. Er wird mit ein wenig Zitronenschale, Zimtstange und Vanille aromatisiert und dann eisgekühlt serviert. Daher ist er gerade an heißen Tagen auch ein beliebtes Sommergericht.

Flan: Klassischer Pudding aus Spanien
Wenn du bereits die vorherigen Zutaten der typischen spanischen Nachtische durchgelesen hast, weißt du schon, was man für das Rezept des klassischen spanischen Puddings, Flan, benötigt. Aus Eiern, Eigelb, Zucker und Milch wird ein süßer Pudding gerührt, der im Ofen gebacken und nach dem auskühlen gestürzt wird. Der Flan wird dann mit einer dunkelbraunen, dickflüssigen Karamellsoße serviert.

Leche frita: Eine cremige, frittierte Köstlichkeit aus dem spanischen Norden
Die frittierte Milch oder Leche frita ist kein Dessert, das man üblicherweise in Restaurants serviert bekommt. Das Rezept aus Galizien gehört auf den heimischen Esstisch und wird dort mit den klassischen Zutaten zubereitet, die jeder zuhause hat. Aus Milch, Maisstärke, Butter, Zimt, Vanille, Eigelb und Zucker wird ein fester Pudding gekocht, der im Kühlschrank mindestens zwei Stunden kühlen muss, damit man ihn in Stücke schneiden kann. Diese werden dann in Olivenöl mit Ei und ein wenig Mehl frittiert und danach mit Zimtzucker bestreut. Das Ergebnis ist ein knuspriges Äußeres und ein cremiges Inneres, das am liebsten zu Feierlichkeiten wie Weihnachten, Ostern oder Karneval serviert wird.

Natillas: ein einfacher spanischer Vanillepudding
Man muss kein Konditor sein, um diesen einfachen spanischen Nachtisch zuzubereiten. Natillas ist ein klassischer Vanillepudding aus Milch, Eigelb, Zimt, Zitronenschale, Vanille, Zucker und ein wenig Maisstärke. Er wird mit den beliebten runden Maria-Keksen dekoriert und mit ein wenig Zimt bestäubt kalt aus dem Kühlschrank serviert. Natillas ist eines der traditionellsten Desserts der spanischen Küche und fast jeder Spanier verbindet mit ihnen süße Kindheitserinnerungen.

Torrijas: ein typischer Nachtisch zu Ostern
Armer Ritter, French Toast oder eben Torrijas – die Idee war in sämtlichen Kulturen immer die selbe. Was mit altem Brot anstellen? Die harte Konsistenz der Backware wird durch Milch wieder weich gemacht, die zuvor, zumindest in der spanischen Version, mit Zitronenschale, einer Zimtstange und Vanille aromatisiert wurde. Danach wird das wieder weiche Gebäck in Ei gewendet und mit Olivenöl in einer Pfanne frittiert. Das heiße Brot wird dann noch in Zimt und Zucker gewälzt und lauwarm verspeist. Unglaublich lecker! Und selbst wenn Du nicht aus Spanien kommst, wird es Dich an deine Kindheit erinnern.

Quesada pasiega: eine kantabrische Mischung aus Kuchen und Pudding
Hoch im Norden an der Atlantikküste zwischen dem Baskenland und Asturien liegt die kleine Autonome Gemeinde Kantabrien. Dort, wo die Berge nicht ganz so zerklüftet wie im Baskenland und so hoch wie die Picos de Europa in Asturien sind, grasen seit Jahrhunderten die Kühe in abgelegenen Tälern wie dem Valle Pasiego. Und genau aus diesem Tal und mit der Milch dieser Kühe wird der spanische Nachtisch Quesada pasiega zubereitet. Aus Eiern, Butter, Milch, Zucker, Zitronenabrieb, Molke, Zimt und ein wenig Salz wird eine cremige Masse gerührt, die im Ofen dann zu einem weichen Kuchen, ähnlich wie Käsekuchen, gebacken wird. Da Molke heute schwer zu bekommen ist, wird es in neueren Rezepten tatsächlich durch Frischkäse oder auch Joghurt ersetzt. Für Käsefans gibt es mittlerweile auch Varianten mit Blauschimmelkäse. Die Quesada pasiega wird gerne als Nachtisch, manchmal aber auch zum Frühstück gegessen.

Goxua: der süße Schichtnachtisch aus dem Baskenland
Goxua heißt auf baskisch süß und ist ein typischer Nachtisch aus dem grünen Norden Spaniens. Erfunden wurde es in der Hauptstadt des Baskenlandes, in Vitoria-Gasteiz. Dort kam man auf die Idee, die traditionelle Puddingcreme Natillas mit Sahne, Biskuitteig und Karamell zu kombinieren und in kleinen Schälchen anzurichten. Die Kombination ist bombastisch. Gegessen werden sollte Goxua von unten nach oben, also auf jedem Löffel sollte ein wenig von jeder Schicht zu finden sein. Ganz unten ins Glas kommt die Sahne, darüber wird der Biskuitteig angerichtet und mit der Puddingcreme bedeckt. Zum Schluss dekoriert das Karamell den leckeren Nachtisch. Ein Dessert, das sich perfekt für einen Festtag eignet.

Cuajada: der Nachtisch der Schäfer
Die Cuajada ist ein spanischer Nachtisch, der ursprünglich aus den Bergen Navarras stammt. Das Milchprodukt wird aus Schafsmilch hergestellt und schmeckt mit der fettigen Milch des Frühjahres am besten. Für die Cuajada wird die Flüssigkeit auf 40 Grad erhitzt und anschließend mit Lab angereichert. Dadurch fermentiert die Flüssigkeit und bekommt eine joghurtähnliche Konsistenz. Ursprünglich über offenem Feuer zubereitet, hatte die Cuajada außerdem eine leicht rauchige Note. Sie wird gerne in kleinen Tonschalen serviert und zusammen mit Honig, Nüssen oder Zucker gegessen. Mittlerweile kennt man sie nicht mehr nur im Norden Spaniens, sondern ist auch im restlichen Land sehr beliebt.

Der Star der spanischen Nachtische: der Käsekuchen
Wieder einmal kommen die klassischen Zutaten wie Eier, Zucker, ein wenig Mehl zusammen, um mit Sahne und Frischkäse das wohl beliebteste Dessert zu formen, den Käsekuchen. Seit Jahren ist er in sämtlichen Restaurants des Landes der absolute Hit. Mal wird er mit einer Beerensoße, mal mit Keksboden oder flüssigem Kern serviert. Es ist erstaunlich wie ein Kuchen so unterschiedlich schmecken kann. Wahrscheinlich ist er gerade deshalb der Star unter den spanischen Nachtischen. Er ist vielfältig und dabei jedes Mal einfach köstlich. Das baskische Rezept des Käsekuchens, das weltberühmt wurde und von Tokio bis New York als Basque Cheesecake bekannt ist, ist mein Standard-Käsekuchen-Rezept geworden. Hier findest Du das Rezept zum spanischen Nachtisch.

Erfrischendes Zitronensorbet mit Cava
Neben dem beliebten Käsekuchen und Milchreis gehört ein kaltes Zitronensorbet mit Cava auf jede Dessertkarte im Restaurant. Es ist in nur wenigen Sekunden gemacht, braucht lediglich drei Zutaten und ist noch dazu herrlich erfrischend. In einem Mixer wird Zitroneneis mit kaltem Cava (ein spanischer Sekt) und flüssiger Sahne vermischt und in einem Sektglas serviert. Aufgrund seiner halb gefrorenen Konsistenz wird Zitronensorbet natürlich am liebsten im Sommer getrunken.